Der Kauf eines Autos beim Händler wird oft mit Sicherheit und einer Herstellergarantie in Verbindung gebracht, die den Käufer vor kostspieligen Reparaturen schützen soll. Doch so einfach ist es nicht immer, denn die Garantiebedingungen können je nach Marke, Modell und Händlerrichtlinien variieren. Es lohnt sich, die geltenden Bedingungen und den tatsächlichen Garantieumfang sorgfältig zu prüfen.
Wie funktioniert eine Händlergarantie?
Für ein bei einem autorisierten Händler gekauftes Auto gilt in der Regel eine Herstellergarantie von zwei bis sieben Jahren. Diese deckt kostenlose Reparaturen von Mängeln ab, die auf Herstellungs- oder Materialfehler zurückzuführen sind. Kunden können ein autorisiertes Servicenetzwerk nutzen, in dem Originalteile und -verfahren gemäß den Herstellerstandards verwendet werden. Dadurch wird sichergestellt, dass das Fahrzeug während der gesamten Garantiezeit voll funktionsfähig bleibt.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Garantie nicht alle Fahrzeugkomponenten gleichermaßen abdeckt. Für einige Komponenten, wie z. B. die Batterie oder das Bremssystem, gilt eine kürzere Garantiezeit. Der Hersteller behält sich außerdem das Recht vor, die Haftung bei unsachgemäßer Verwendung auszuschließen. Das bedeutet, dass die Garantie nur gültig ist, wenn der Besitzer die Betriebs- und Wartungsrichtlinien des Fahrzeugs einhält.
Händler erweitern die Herstellergarantie häufig um zusätzliche Servicepakete. Dazu gehören beispielsweise kostenlose Inspektionen, erweiterte Deckungssummen oder spezielle Servicebedingungen. Diese Lösungen erhöhen die Sicherheit des Käufers, erfordern aber stets eine sorgfältige Prüfung der Vertragsdetails. Unverständliche Garantiebedingungen können zu unangenehmen Überraschungen führen.
Haben alle Fahrzeuge des Händlers eine Vollgarantie?
Obwohl die meisten Fahrzeuge des Händlers durch eine Vollgarantie abgedeckt sind, gibt es Ausnahmen. Viele Händler bieten Demo- oder Testwagen an, die Kunden bereits für Probefahrten genutzt haben. Diese Fahrzeuge sind technisch noch neu, die Garantiezeit kann jedoch verkürzt sein, da sie ab dem Datum der Erstzulassung des Fahrzeugs und nicht ab dem Kaufdatum durch den neuen Besitzer beginnt.
Eine ähnliche Situation gilt für von unabhängigen Händlern importierte Fahrzeuge. Obwohl diese neu verkauft werden, gilt die Herstellergarantie nicht immer in vollem Umfang. In solchen Fällen bietet der Händler möglicherweise eine eigene Servicegarantie an, deren Bedingungen möglicherweise ungünstiger sind. Daher muss der Käufer besonders auf die Herkunft des Fahrzeugs achten.
Manche Händler verkaufen Fahrzeuge aus sogenannten Oldtimer-Ausverkäufen, die mehrere Monate auf dem Hof standen. Obwohl sie brandneu sind, beginnt die Garantiezeit mit dem Ausstellungsdatum der ersten Dokumente. In der Praxis bedeutet dies, dass der Käufer möglicherweise ein Fahrzeug mit kürzerer Garantie erhält als ein kürzlich hergestelltes Modell. Daher ist es wichtig, das Datum des Garantiebeginns zu prüfen.
Welche Garantiebeschränkungen können gelten?
Die Herstellergarantie deckt keinen Verschleiß von Komponenten wie Bremsbelägen, Bremsscheiben, Glühbirnen oder Scheibenwischern ab. Diese Teile verschleißen natürlich und müssen ausgetauscht werden. Einige Marken bieten zusätzliche Pakete zur Absicherung von Verschleiß an, dies ist jedoch nicht Standard.
Der Garantieumfang kann eingeschränkt oder ungültig werden, wenn der Besitzer die Wartungsrichtlinien nicht einhält. Der Hersteller verlangt regelmäßige Inspektionen in autorisierten Servicezentren und die Verwendung von Originalteilen. Andernfalls können Garantieansprüche abgelehnt werden, selbst wenn der Fehler auf einen Herstellungsfehler zurückzuführen ist.
Eine weitere Einschränkung ist der Haftungsausschluss für Schäden, die durch unsachgemäßen Gebrauch des Fahrzeugs entstehen. Ist ein Fehler auf den Einbau nicht autorisierten Zubehörs, Modifikationen oder die Nichtbeachtung der Bedienungsanleitung zurückzuführen, haftet der Hersteller nicht. Dies zeigt, dass die Garantie nicht uneingeschränkt gilt und einen sorgfältigen Umgang mit dem Fahrzeug erfordert.
Wie prüft man die Garantiebedingungen beim Kauf?
Vor Vertragsabschluss sollte der Käufer die Garantiekarte und die Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Herstellers sorgfältig prüfen. Darin ist angegeben, welche Komponenten für welchen Zeitraum und unter welchen Bedingungen abgedeckt sind. Es lohnt sich auch zu prüfen, ob die Garantie europaweit oder nur in einem bestimmten Land gilt. Dies ist besonders wichtig für Auslandsreisen.
Der Kunde sollte darauf achten, dass die Garantiekarte ordnungsgemäß ausgefüllt und vom Händler abgestempelt wurde. Fehlendes Garantiebeginndatum oder fehlende Händlerunterschrift können bei späteren Reparaturen zu Problemen führen. Daher ist eine vollständige Dokumentation ebenso wichtig wie der technische Zustand des Fahrzeugs.
Fragen Sie beim Kauf nach Garantieverlängerungsmöglichkeiten. Hersteller und Händler bieten oft Zusatzprogramme an, die den Garantiezeitraum auf bis zu zehn Jahre verlängern. Diese Lösung erhöht die finanzielle Sicherheit und ermöglicht einen längeren, sorgenfreien Fahrzeugbetrieb.
Ist die Garantie der einzige Schutz für den Käufer?
Neben der Herstellergarantie genießt der Kunde auch den rechtlichen Schutz einer Gewährleistung. Diese obliegt dem Verkäufer, der für Mängel haftet, die innerhalb von zwei Jahren nach dem Kauf festgestellt werden. Die Gewährleistung gilt unabhängig von der Garantie und bietet dem Käufer zusätzliche Möglichkeiten, seine Rechte geltend zu machen.
In der Praxis bedeutet dies, dass der Kunde auch dann noch Garantieansprüche geltend machen kann, wenn der Hersteller eine Reparatur im Rahmen der Garantie ablehnt. Der Verkäufer ist verpflichtet, den Mangel zu beheben, den Preis zu mindern oder die Ware zurückzunehmen. Dies ist eine zusätzliche Absicherung, die in Gesprächen mit dem Händler oft übersehen wird.
Käufer sollten bedenken, dass Garantie und Gewährleistung gleichzeitig gelten können. Die Wahl des Reklamationsverfahrens hängt von der Art des Mangels und den Bedingungen des jeweiligen Versicherungsschutzes ab. Wenn Sie beide Mechanismen kennen, können Sie Ihre Rechte effektiver wahrnehmen und Missverständnisse mit dem Servicecenter vermeiden.
Richard Otto
